Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich hasse diese Winterzeit. Früher liebte ich sie so sehr, jeden Tag Weihnachtslieder hören, im Schnee spielen und die Zeit als Familie genießen. Ach, Das waren noch Zeiten! Doch jetzt ist alles anders seit über 2 Jahren gibt es schon unzählige Lockdowns überwinden. Als die Pandemie anfing arbeitete ich noch in einem kleinen Blumenladen am Ende der Straße, doch dieses Jahr ging nach 3 Monaten pleite.
Jetzt sitze ich alleine auf einer Parkbank und schaue nach oben. Sterne sind fast keine zu sehen, dafür ist es viel zu hell. Menschen sehe ich auch keine, was mir auch sehr lieb ist, denn ich habe nur eine kaputte Jeans mit einem alten Pullover an. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein.
Es ist noch immer ein Lockdown und um 19 Uhr beginnt die Sperrstunde und niemand darf mehr draußen sein, außer ich und die tausenden andere Obdachlose, die sich in den kleinen Gassen unserer Stadt vor der Eiseskälte verstecken. Mir ist so kalt, dass ich meine Beine nicht mehr richtig spüre. Eine warme Träne rollt über meine kalte Wange. Ich hatte seit einem Monat keinen Job mehr und wurde vor einer Woche aus meiner Wohnung geschmissen.
Am Anfang habe ich noch in einem Obdachlosenheim gelebt, doch dort waren gestern schon alles besetzt. Durch die Lockdowns verloren die Menschen immer mehr Geld und manche, die Pech hatten ihr Zuhause, so wie ich. Immer, wenn ich daran dachte, dass es eh schon egal war, zu leben und mich niemand vermissen würde, dachte ich daran, dass ich vielleicht irgendwann, wenn hier alles vorbei war, mich mit meiner Familie vertragen würde. Ich dachte an den Streit, den ich mit meiner Familie letzte Woche hatte. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich mich mehr anstrengen sollte, um nicht dauernd den Job zu verlieren. Ich meinte daraufhin, dass ich nicht dafür könnte. Doch die beiden glaubten mir nicht, wie immer. Ich bin eine eigenständige Frau und kann über mein Leben selber entscheiden, was meinen Eltern nie verstanden haben und jetzt sitze ich hier alleine und niemand interessiert sich einen Dreck, wo ich bin. Gestern habe ich billig, zehn Masken bekommen, die ich heute verkaufen will, um mir vielleicht beim Billa eine Semmel mit etwas Wasser zu kaufen. Ich stehe unmotiviert auf und gehe aus dem kleinen Park auf den Gehweg zur der U-Bahn Station. Vielleicht sind dort Menschen, die FFP2-Masken kaufen wollen.
Doch niemand ist zu sehen. Ich spüre nur den kalten Wind, der durch die Straßen zieht.
Es ist der 4. Advent und in wenigen Tagen ist Weihnachten. Ach, wäre ich jetzt gerne vor einem Ofen und würde ein Buch lesen! Bei diesem Gedanken wird mir ganz warm ums Herz. Doch dann wird mir die Realität wieder klar und das Gefühl verschwindet. Ich rufe durch die Straßen, ob mir jemand einen Maske abkaufen möchte, doch das einzige was ich höre ist das Zischen den Windes und der Hall meiner Stimmer der in den Straßen zu hören ist. Dass geht Minuten so weiter, irgendwann wird mir so kalt, dass meine Beine die Kraft verlieren und ich auf den Boden sinke.
Ich robbe zur der Hauswand und lehne mir dort an. Ich bin so müde, aber mir ist viel zu kalt um einzuschlafen. Meine Hände sind schon ganz blau und zittern sehr stark. Als ich wieder aufblicke, sehe ich plötzlich ein Licht vom Himmel herunter kommen. Es blendet mich, dieses Licht ist so warm, dass ich mehr Kraft bekomme um wieder aufzustehen. Das Licht fühlt sich an wie eine wunderschöne warme Umarmung. Das Licht wird plötzlich klarer und ich kann meine Eltern und mich vor vielen Jahren sehen, wie wir den Weihnachtsbaum schmücken, das macht mich so unglaublich glücklich, dass ich eine Träne verliere. Doch dann zieht mich das Licht nach oben und ich schwebe über die wunderschöne weihnachtlich glitzernde Stadt.
Und mir ist gar nicht mehr kalt.
Alles ist still, doch dann sind die Stimmen von zwei Menschen zu hören: “MINA! MINA! Wo bist du?” Ein Ehepaar läuft durch die Straßen Wiens und sucht ihre geliebte Tochter.
Doch dann schreit die Frau auf: “AHHHHH omg Mina!” Die Frau sieht plötzlich ein Mädchen an einer Hauswand liegen. Sie ist kalt und ihre Augen sind geschlossen. Die Frau weint bitterlich und ihr Mann kann nichts mehr sagen. Das Mädchen, das an der Wand angelehnt liegt, ist ihre Tochter Mina. Die Frau schreit auf: “NEIN! Nicht meine Tochter, es tut mir so leid!”
Doch es ist zu spät. Ihre Tochter ist jetzt dort, wo Mond und Sonne zuhause sind, “IM HIMMEL”.
Text (c) by Emma / Sekundaria